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Im Interview - Adrian Bleninger

Adrian Bleninger nimmt uns mit auf seine Erlebnisse und Regatten rund um die Welt.


Adrian, der Ammersee ist dein Zuhause, du bist ein Naturmensch und das Wasser ist dein Element. Auf deiner Website schreibst du, dass du mit gerade einmal 14 Jahren dein erstes Boot restauriert hast. Wie bist Du zum Segelsport gekommen und woher rührt deine Faszination?


Schon als kleines Kind las ich leidenschaftlich gern in Segelbüchern meines Vaters. Kurze Zeit später begann ich in heimischen Gefilden, am Ammersee, das Segeln und die Leidenschaft zu diesem Sport packte mich vollends – bis heute!


Ich habe in meiner Jugend jede freie Minute auf dem Wasser verbracht, bin von einer Regatta zur nächsten gereist. Seglerisch habe ich mich immer schon mehr auf den Regattasport fokussiert und hatte das Ziel größere und schnellere Boote zu segeln. Herausragend mit der Kombination aus körperlicher und mentaler Leistung war der Segelsport für mich schon immer ein Wettkampfsport.


Was mich am Segeln aber genauso sehr fasziniert, dass man sich lediglich angetrieben durch ein Segel und der Kraft des Windes fortbewegen kann und somit eins mit der Natur ist. Die Natur muss man so nehmen wie sie kommt, ob Sturm oder Flaute. Es ist fantastisch wie viel Potential diese Gegebenheiten bieten und wie viel man anpassen kann, um das Beste aus diesen herauszuholen.



Was zeichnet dich als Segler aus?


Ich würde sagen die Vielseitigkeit meiner Erfahrung.

Nicht nur, dass ich eine Vielzahl verschiedener Boote gesegelt bin, und das in unterschiedlichen Positionen an Bord, sondern auch die Erfahrung im Bootsbau, Rigging und der Technik der Boote. Somit habe ich neben der reinen seglerischen Erfahrung auch ein tiefes Verständnis für den Bau der Boote und die Technik an Bord. Diese Kombination ist die optimale Mischung für das Solosegeln.



Vor welche Hürden wird man als Profisegler gestellt und welche Tipps kannst du anderen Seglern mit auf den Weg geben?


Der Segelsport hat in Deutschland nicht so einen großen Stellenwert wie beispielweise der Fußball und da stößt man schonmal auf große Fragezeichen, wenn man sagt man ist Profisegler. So war es auch bei mir. Ich bin in einem klassischen Handwerks Umfeld aufgewachsen und mein Weg in den Familienbetrieb, den ich nach meinen Ausbildungen und dem Meister übernehmen sollte, war vorgezeichnet.

Letztendlich konnte ich dennoch meine Familie überzeugen, dass das Segeln meine Berufung ist. Das zu erreichen war mir sehr wichtig, denn der familiäre Rückhalt ist in diesem wechselhaften und auch herausfordernden Beruf entscheidend.


Von meinen Ausbildungen und dem Weg in den Bootsbau profitiere ich allerdings noch heute. Das ist meiner Meinung nach essenziell, in diesem Beruf, wenn man sich so viele Softskills wie möglich aneignet und diese ausspielen kann. Sei es als Bootsbauer, als Segelmacher, Rigger oder in der Bordelektronik. Je mehr Fähigkeiten man vorweisen kann, desto breiter ist man aufgestellt und kann auch mal zwischendurch neben dem Segeln in einer Werft arbeiten. Ich habe immer profitiert von der Kombination aus Seglererfahrung auf der einen und Technik-Know How sowie tiefen Kenntnissen aus dem Bootsbau auf der anderen Seite. Genau das ist die ideale Mischung für das Solo-Segeln - denn hier ist Allrounderwissen gefragt.


Gleichzeitig ist die Flexibilität wahnsinnig wichtig. Örtlich wie in der Art der Arbeit. Spontan mal von heute auf morgen die Tasche packen, um weiter zu ziehen, somit aber auch so möglichst viele Chancen wahr nehmen zu können, sich aber auch mal an andere Aufgaben wagen. Je spezialisierter man in einem Bereich ist, desto kleiner wird der Arbeitsmarkt. Generell gilt es Standhaft zu bleiben. Der Weg ist sicher nicht der einfachste, aber wenn man etwas wirklich will, ist alles möglich. Und für mich ist es der beste Beruf, den es gibt.



Wie gehst du mit der Corona-Krise um und was für Auswirkungen hat diese auf dich?

Die Corona-Krise hat mich wie vermutlich jeden Sportler erst einmal stark getroffen. Ich hatte das Jahr fest geplant, war auf dem Sprung ins nächste Projekt. Dann kam der Lockdown und damit die Absagen der ersten Veranstaltungen, was demzufolge einige Änderungen auf dem Arbeitsmarkt und meine Planung hatte.

Ich habe jedoch schnell eine Chance darin gesehen, die sich mir dabei ergab. Ich konnte mich somit der Planung meiner eigenen Vendée Globe Kampagne widmen und diese mit genug Aufmerksamkeit in die Wege leiten. Parallel dazu hatte ich die Möglichkeit mich weiterzubilden und mich um meine körperliche und geistige Fitness zu kümmern, die für das Segeln besonders wichtig ist. Sicherlich musste ich mich durch die Einschränkungen umstellen, selbst was das Gym oder Schulungen angeht waren neue Wege nötig. Aber im Grunde habe ich einen guten Weg gefunden mit der Situation umzugehen und das Beste daraus zu machen. Für mich ist es eine Einstellungssache. Ich schaue nach Vorne und wie ich heute besser sein kann als gestern.



Als Naturliebhaber und Segler ist dir das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz sehr wichtig. Erzähle uns von deinem Herzensprojekt, dem „Happy Ocean Project“:


Das stimmt. Die Natur ist mir sehr wichtig, wie wahrscheinlich jedem Outdoorsportler. Wir genießen es draußen zu sein und tanken Energie in der Natur. Geht es unseren Meeren schlecht, dann hat das nicht nur Auswirkungen auf die Lebewesen, die im Wasser leben, sondern auch auf unseren gesamten Planeten. Sollten die Oceane eines Tages sterben ist auch unsere Existenz bedroht. Unsere Erde ist ein wundervoller Ort, den es zu schützen gilt.


Daher ist es mir wichtig, meine gesamte Kampagne so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Das fängt an, indem Einwegartikel vermieden werden und gegen Mehrweg-Alternativen ersetzt werden. Gleichermaßen betrifft es den Bootsbau, in dem man mittlerweile auf nachhaltigere Materialien und Verfahren setzen kann.


Das Happy Ocean Project steht sozusagen als große Mission über der gesamten sportlichen Kampagne. Mit der Reichweite des Sports möchte ich auf die aktuelle Situation aufmerksam machen und Alternativen und Handlungsmöglichkeiten aufzeigen. So werden zum Beispiel während dem Segeln wertvolle Daten erhoben und Proben gesammelt, welche dann der Forschung zur Verfügung gestellt werden.



Kommunikation und die Vernetzung ist auch ein großes Thema für dich. Erzähl uns mehr darüber:


Ja sehr richtig. Unser Sport lebt von der Kommunikation und den Medien. Erst recht in

Zeiten der Pandemie, ist die Vernetzung noch wichtiger geworden. Unser Alltag wird von Videocalls und ähnlichen Online Meetings geprägt. Genau dieses Thema möchte ich aufgreifen. Zum einen ist es eine super Möglichkeit den Segelsport nach Hause in jedes Wohnzimmer zu bringen. Bald dürfte es sogar möglich sein einen 24/7 Video Livestream von Bord zu liefern. Zum anderen gibt es mir die Möglichkeit mich mit der Forschung, am menschlichen Körper zu beschäftigen. Es ist erstaunlich, was der Körper an mentaler und physischer Belastung aushalten kann, vor allem während einem Rennen wie der Vendée Globe. Dieses "Labor" möchte ich der Forschung zur Verfügung stellen.



Warum gerade die Vendée Globe und was ist das Besondere an dieser Regatta?


Die Vendée Globe ist ein Solo, Non-Stop Segelrennen, welches etwa 80 Tage um die Welt führt. Seitdem ich als Kind von der Vendée Globe und diesen inspirierenden Seglern, welche allein ohne Hilfe von außen um die Welt segeln, gelesen habe, war es mein Traum, dort eines Tages an den Start zu gehen.


Über den Verlauf meiner Karriere hat sich der Traum zu einem festen Ziel entwickelt. Für mich, als Segler ist es die Ultimative körperliche und mentale Herausforderung, über sich hinauszuwachsen. Bei der Vendée Globe verzichte ich nicht nur auf Komfort und regelmäßigen Schlaf, sondern bin den Naturgewalten wie Sturm, Kälte, Hitze und auch der Einsamkeit schonungslos ausgesetzt. Hinzu kommen die vielseitigen Fähigkeiten, welche bei dem Rennen gefragt sind. Nicht nur ein guter Navigator und Segler zu sein, sondern auch ein Bootsbauer, Segelmacher und Elektroniker, bis hin zur medizinischen Versorgung und Notfalltraining. Genau diese immense Herausforderung ist es, was mich an dem Rennen so fasziniert.



Welche Regatten stehen 2021 noch an und wie bereitest du dich auf diese Events vor?


Dieses Jahr sind vor allem Trainings geplant. Es gibt aber auch Pläne für Regatten. Unter anderem das TJV „Transat Jaques Vabre“ein Double Handed Transatlantik Rennen, was Ende September vor Sainte-Adresse, nordwestlich von Le Havre, startet. Die Vorbereitung beinhaltet für mich verschiedene Faktoren. Einerseits werde ich so viel Zeit auf dem Wasser verbringen wie möglich. Ebenso wichtig sehe ich aber die körperliche Fitness und mentale Vorbereitung. Nicht zu vergessen ist die Arbeit an Land, teils am Boot und der Technik, aber auch einige Zeit am Schreibtisch, um mich in Navigation und Wetterkunde weiterzubilden.


Wir freuen uns darauf, Adrian dieser Herausforderung zur Seite zu stehen und sein Happy Ocean Project zu begleiten. Auf Adrians Website erfahrt Ihr alles über seine aktuellen Projekte: www.adrianbleningerracing.com



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