In diesem Interview erzählen uns die drei Freunde, wie sie ihre Faszination für das Segeln entdeckt haben, wie sie sich für dieses Abenteuer vorbereitet haben und welche Herausforderungen das Leben an Bord bereithält.
Wie ist die Idee entstanden auf eigenem Kiel um die Welt zu segeln?
Steph und Robert: Wir sind 2010/11 mit der HighSeas HighSchool ein halbes Schuljahr auf einem Traditionssegler in die Karibik und wieder zurück nach Hamburg gesegelt. Seitdem besteht der Wunsch, mit einem eigenen Boot um die Welt zu segeln, ganz nach dem Motto „Die Karibik ist nicht genug“. Nico war zu dieser Zeit auf der Hermann Lietz Schule auf Spiekeroog, welche die HighSeas HighSchool ins Leben gerufen hat. Während des Studiums entschlossen wir uns, dass jetzt die Zeit gekommen ist, loszulegen.
„Bis auf die Rente wollen wir nicht warten!“
Ihr habt Euch vor über zehn Jahren kennengelernt. Warum gerade Ihr drei?
Robert: Eigentlich ist die Frage schnell beantwortet: „Es hat einfach gepasst“. Nico ist schon immer voll von Wanderlust und will die Welt sehen. Sesshaft werden kommt für ihn nicht in Frage. Mit seinem handwerklichen Talent und der Fähigkeit, in Ruhe Probleme zu lösen, ist er auch als Segelanfänger ein guter Allrounder.
Steph: Robert ist Segler durch und durch - aufgewachsen am Ammersee, immer in der Nähe von Wasser, kann man mit ihm tagelang über Boote und das Segeln sprechen. Als Segellehrer hat er sich am Wochenende etwas Geld dazu verdient und Anfänger wie Nico auf die Segelprüfung vorbereitet. Mit seinem Gespür für kritische Situationen, ob zwischenmenschlicher oder technischer Art, fühlen wir uns immer sicher.
Nico: Steph segelt auch schon seitdem er ein Kind ist, auf einem Opti am Brombachsee ging es los. Nach der ersten Atlantiküberquerung war auch die Leidenschaft für das Blauwassersegeln entfacht. Man merkt extrem schnell, dass Steph ein Architekt ist und in Planungsbüros gearbeitet hat. So organisiert und strukturiert, wie wir manchmal arbeiten wäre es ohne ihn undenkbar. Er ist der geborene Taktiker und würde in einer Regatta alle Wettermodelle vergleichen, die man braucht, um zu gewinnen. Ich würde behaupten, dass wir uns alle sehr gut ergänzen.
„Wir gehen die Sachen locker an und wenn Fehler passieren, dann ist das menschlich. Am Ende lachen wir eh immer darüber.“
Was war Eure wichtigste Lektion an Bord?
Nico: Die ersten Wochen und Monate unserer Weltumsegelung waren ziemlich eng getaktet. Jede Woche sind Mitsegler gekommen und gegangen, das Boot war immer gefüllt mit neuen und spannenden Menschen. Es ist mehr als verständlich, dass alle Freunde zu Besuch kommen wollen. Doch das Leben auf dem Wasser lässt sich durch Wind und Wetter nicht so gut vorhersagen, wie es die Urlaubsplanung der meisten zulässt.
Was habt Ihr daraus gelernt?
Steph: Für die Zukunft haben wir entschieden, mehr Pausen für uns einzuplanen, in denen wir in Ruhe das Segeln genießen können und bessere Wetterfenster abpassen können. Außerdem haben wir in vielen Punkten noch lange nicht ausgelernt, vor allem wenn es darum geht, Dinge auszutauschen oder zu reparieren. Wir hatten einmal den Fall, dass unser Toplicht nicht mehr funktionierte. Kurz entschlossen haben wir Nico mit einem Multimeter in den Mast gezogen, um die Leitungen zu prüfen. Das Ergebnis war, dass auf den Leitungen Strom ist, die Lampe ging aber trotzdem nicht. Also wieder runter, in den Bootsladen und ein neues Toplicht kaufen. Kurz darauf war die Lampe auch schon montiert und lief einwandfrei. Am Abend haben wir uns die alte Lampe in Ruhe angeschaut und aufgeschraubt. Wir konnten uns nicht erklären, warum sie nicht leuchtete. Nach etwas Experimentieren mit den Stromkabeln in unserem Mast haben wir herausgefunden, dass wir nur einen Zusatzschalter vom Voreigner hätten umlegen müssen, damit das alte Licht geleuchtet hätte. Naja, jetzt haben wir ein Toplicht auf Ersatz dabei!
Was war Euer letzter Fehlkauf?
Robert: Unser größter Fehlkauf war vermutlich das Batterie-Ladegerät, welches wir installiert hatten, um während des motorens möglichst effizient unsere Service Batterien zu laden. Ziemlich teures Teil, ist uns aber leider schon nach zwei Tagen abgeraucht. Später haben wir herausgefunden, dass unsere Lichtmaschine zu stark für die Einheit ist. Für uns hieß das erstmal keine Garantieansprüche und einen neuen Ersatz besorgen. Das passiert uns nicht mehr, denn man lernt immer dazu.
Wie habt Ihr Eure Route gewählt und welchem Ziel fiebert Ihr besonders entgegen?
Nico: Uns war klar, dass wir möglichst dauerhaft im Warmen unterwegs sein wollen, also: Barfußroute. Gestartet sind wir im September 2023 in Südspanien, in Almerimar. Unser erstes großes Ziel ist die Karibik und wird mit Sicherheit ein echtes Highlight! Aber am meisten freuen wir uns auf Französisch-Polynesien – die Trauminsel Bora Bora ist bekannt für weiße Strände und türkisblaues Meer. Danach beginnen wir eine kleine Zeitreise in die 60er Jahre – mein Opa hat lange in Borneo gearbeitet und ich bin sehr gespannt, was uns dort erwartet. Von Indonesien geht es weiter durch die Straße von Malakka nach Sri Lanka. Nach einer kleinen Pause segeln wir weiter über die Malediven, den Suezkanal entlang, um dann durch das Rote Meer zurück in das Mittelmeer zu gelangen.
Wenn Ihr Euch ein Produkt aussuchen müsstet, welches könntet Ihr auf der Weltumsegelung nicht mehr entbehren?
Steph: Ein absolutes Muss ist auf jeden Fall das BR2-Offshore Ölzeug und unsere Spinlock Rettungswesten. Sobald wir einen Wetterumschwung bemerken oder es ungemütlich wird, ist es das Erste, was wir anziehen.
Robert: Knoblauchsalz geht immer!
Danke Euch dreien für die faszinierenden und lehrreichen Einblicke. Wir wünschen Euch weiterhin viel Spaß und gutes Gelingen auf Eurer Reise!
Euer FRISCH-Team
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